Anreise
Eine Reise nach Afrika ist schon abenteuerlich. Schon in Deutschland war die Anreise mit der Bahn nach Frankfurt holprig. Unser geplanter Zug wurde am Tag vor der Abfahrt abgesagt. Das Reiseunternehmen Kristin hat aber aufgepasst und über eine Alternative mit einem früheren Zug informiert. Durch Bauarbeiten mussten wir einen Umweg fahren und den letzten Teil der Anreise zum Flughafen noch auf die S-Bahn umsteigen – ziemlich umständlich. Unser großer Vorteil bestand aber darin, dass Kristin und ihr Mann uns begleitet haben. Wir konnten sehr entspannt hinterhertrotteln. Auch auf einen schnellen Gate-Wechsel in Johannesburg wurden wir vorbereitet. Der ereilte uns dann tatsächlich. Schnell mal 2 km quer durch den Flughafen hat aber mit etwas Aufregung gut funktioniert. Der Mut zum Buchen einer höheren Klasse im Flugzeug war definitiv die richtige Entscheidung. Der im Vergleich zum Reisepreis geringe Aufschlag auf den Flugpreis hat sich sehr gelohnt. Die economy premium Klasse hat deutlich breitere Sitze und viel mehr Beinfreiheit.
Erster Eindruck
Beim Anflug in Johannesburg vielen die braunen Wolken auf, die ich noch aus DDR-Zeiten vom Qualm im Winter gut kenne. Auch die Unsitte abends alles Mögliche zu verbrennen ist hier verbreitet. Sehr positiv war die Ruhepause nach dem Eintreffen im Hotel in Maun und das anschließende hervorragende Abendessen. Frisch zubereitete Speisen nach Wahl und eine sehr freundliche, kompetente und dabei absolut entspannte Bedienung waren nach der langen Anreise ein Genuss. Das I-Tüpfelchen für mich war das Rezept für das Salatdressing. Die höfliche Frage nach dem Rezept wurde sehr gern mit einem liebevoll hanggeschriebenen Rezept beantwortet.
Land und Leute
Die Schulbildung ist hier bis zur 7. Klasse kostenlos. Danach wird Bildung kostenpflichtig.
Die Krankenversorgung ist kostenlos und wird über die Einkommensteuer finanziert. Die Höhe der Einkommensteuer wird mit einem festen Prozentsatz berechnet.
Es gibt ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass etwas 20% des Verdienstes eines Arbeiters entspricht. Etwas höher ist die Rente, die für alle zwangsweise mit 60 beginnt.
Jedem Bürger steht ein Stück Land zu, dass er oder sie zu einem lächerlichen Preis vom Staat pachten kann. Zusätzlich erhält jeder Bürger die Steine für ein kleines Haus geschenkt. Die Größe des Hauses liegt meist mit ca. 40 m² in der Größenordnung einer Gartenlaube. Zusätzlich kann jeder 25 ha Land zu einem günstigen Preis pachten. Landwirtschaft beschränkt sich meist auf Viehzucht, weil es hier viel zu trocken ist.
Wasser wird aus Brunnen gefördert. Der Grundwasser erreicht man hier aber schon nach wenigen Metern, weil das Okavango-Delta viel Wasser führt. Das Wasser ist aber sehr salzig.
Es ist immer noch so, dass Männer nur heiraten können, wenn sie den Schwiegerleuten eine Mitgift in Höhe von 8 Kühen oder 40 Schafen bringen. Ersatzweise wird auch eine nicht unerhebliche Geldsumme akzeptiert. Zusätzlich muss der Mann noch eine Hochzeitsfeier ausstatten, bei der mehrere hundert Gäste anwesend sind. Damit nicht genug muss er noch Kosten für die Kleidung der Familie seiner Zukünftigen übernehmen. Die Männer bekommen ein Hemd oder ein Jackett und die Frauen ein Kleid. Das hängt auch noch von der Region ab. Erleichternd ist aber, dass man seine Frau offenbar auch „abzahlen“ kann. Wenn’s anfänglich nur für eine Kuh reicht kann man den Rest als auch später liefern. Was ich nicht klären konnte ist der Fall, was mit der angezahlten Mitgift wird, wenn jemand vor der vollständigen Zahlung der Mitgift und der Hochzeit stirbt. Sowas kommt auch vor.
Diese Tradition hat aber auch zur Folge, dass viele Menschen ohne Trauschein zusammenleben. Mehrere Frauen sind wohl ehr die Regel. Viele Kinder auch. 10 bis 12 Kinder sind im dörflichen Bereich keine Seltenheit. Die Kinder arbeiten in der Landwirtschaft und tragen somit zur Ernährung der Familie bei. Viele Männer arbeiten auch im Ausland. Unsere Helfer hatten alle mehrere Kinder und mehrere Frauen. Andere Länder – andere Sitten.
Die Kinder lernen ab der ersten Klasse zwei Landessprachen. Englisch und Setswana. Zusätzlich hat jede Region ihre eigene Sprache. Diese lokalen Sprachen unterscheiden sich erheblich.
Wirtschaft
Botswana ist durch Diamanten reich geworden. Die Minen gehören dem Staat. Durch die Sanktionen gegen Russland verbessert sich dabei die Situation für Botswana. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Es gibt einige Nationalparks, die vom Militär gut vor Wilderern geschützt sind. Der Eintrittspreis ist recht teuer. Eine Tageskarte in Chobe-Park kosten ca. 260 Pula pro Person. Es gibt auch eine 3-Stunden-Karte für 80 Pula. In dieser kurzen Zeit sieht man aber kaum etwas.
Chinesische Firmen bauen gerade Wasser- und Abwasserleitungen. Der Staat wird aber die Kosten an China zurückzahlen. Durch den Reichtum an Diamanten macht sich Botswana nicht von China abhängig.
Im Hotel
Die Menschen in Botswana sprechen sehr gut Englisch. Beim Frühstücksbuffet musste ich einmal helfend eingreifen, weil deutsche Touristen die Frage nach der Zimmernummer nur auf Deutsch beantworten konnten. Das verstand die nette einheimische Angestellte nicht und fragte auf Englisch nochmal. Da die Touristen kein Englisch sprechen wiederholten sie die Antwort nochmal. Diesmal aber deutlicher, lauter und langsamer - aber wieder auf Deutsch ! Da habe ich dann unterstützt, konnte mir aber ein Lächeln nicht verkneifen. Dabei sind die Angestellten äußerst umsichtig und fleißig. Offensichtlich macht ihnen die Arbeit Freude. Auffällig war die entspannte Ruhe. Man arbeitet hier ohne Stress. Enttäuscht war ich vom Umgang der einheimischen, afrikanischen Gäste mit den Angestellten. Sowohl eine Familie mit halbwüchsigen Kindern (die stolz mit Ihren Handys prahlten) als auch ein junges Paar behandelten die freundlichen Hotelangestellten extrem unfreundlich und von oben herab. Selbst die hochnäsigen Kinder haben die Angestellten keines Blickes gewürdigt und Befehle erteilt. Nach dem Frühstück habe ich mit der Chefin des Teams darüber gesprochen. Sie machte mir gegenüber deutlich, dass das die Hotelkräfte so gewöhnt sind und sich nichts zu Herzen nehmen. Sie müssen das akzeptieren und sind das nicht anders gewöhnt.
Abenteuerurlauber
Es wurde uns darüber berichtet, wie die Übergabe eines Mietwagens an Urlauber in Afrika abläuft. Man zeigt den Gästen die technischen Details und die Ausrüstung des Fahrzeuges. Das funktioniert auf befestigten Straßen gut. Hier in der Kalahari herrschen aber andere Regeln. Es gibt hier ganz viele Wege in den Parks, deren Untergrund tiefer Wüstensand ist oder lehmige Wege mit tiefen Fahrrinnen. Wenn man hier seinen Reifendruck im Sand nicht drastisch reduziert, kein Seil dabeihat und allein reist, kann das sehr gefährlich werden. Unser Guide hat ein junges Paar gerettet, das tief im Sand festgefahren war. Keine 500 m entfernt hatten wir ein Rudel aus 10 hungrigen Löwen auf Nahrungssuche beobachtet. Unwissen kann hier wirklich tödlich enden. Außerhalb des Autos stehen Menschen auf der Speisekarte dieser anmutigen Tiere. Wir hatten diese Rudel wenige Minuten vorher an einem Wasserloch aus einer Entfernung von nicht mal 5 m mit vor Angst pochendem Herz beobachtet. Unser Guide hat uns dabei noch langsam in diese Welt eingeführt. Es sollte noch viel intensiver werden.
Tiere und Pflanzen
Auf den Pirschfahrten wurden wir mit Wissenswertem unterhalten. So hat das Wasserbock einen Mechanismus, der in Gefahrensituationen über das Blut einen Stoff in den Körper pumpt, der das Fleisch für Raubtiere und für Menschen ungenießbar macht. Fast alle Bäume wehren sich mit chemischen Stoffen gegen Tiere, die an ihnen knabbern. Schon nach 5 min schmecken die Blätter bitter und die Nachbarbäume werden durch diese Stoffe auch gleich mit gewarnt. Der Wind trägt den Botenstoff weiter. Gehen die z.B. Giraffen oder Elefanten weiter stoppt dies Produktion der Bitterstoffe innerhalb weniger Minuten. Die Tiere fressen deshalb auch gegen den Wind.
Elefanten sind sehr kluge Tiere und sind manchmal schlecht gelaunt. Ein Bulle hat uns heute zunächst lautstark und mit wild gestikulierenden Ohren seinen Unmut über unsere Anwesenheit mitgeteilt. Unser Guide wollte erst gegenhalten, zog es dann aber doch vor Fersengeld zu geben. Der Elefant hat uns erfolgreich vertrieben und wir waren froh, unversehrt davon gekommen zu sein. Dabei sind Elefanten sensible Tiere. Sie sind in der Lage, über Sensoren in den Füßen über sehr lange Distanzen zu kommunizieren. Aus unserer Sicht laufen sie auf den Fingerspitzen und haben ein spezielles Organ im Kopf, dass über die vorderen Füße seismische Schwingungen ins Gehirn leitet. Diese Signale funktionieren über 30 km. Elefanten trauern auch um ihre toten Kameraden und kommen auch später zu den Knochen zurück. Ihre Erinnerungsvermögen und ihre Orientierung sind uns weit überlegen.
Impalas und Paviane leben in eine Symbiose und ergänzen sich mit ihren Sinnen. Impalas können gut hören und riechen, die Affen sehen gut. So warnen sie sich gegenseitig und überleben so besser. Impalas leben in Herden von meist 20-25 Tieren. Ein Bock führt die Herde und prüft während der Brutperiode ständig, ob ein Weibchen gerade fruchtbar ist. Die Weibchen steuern die Geburt so, dass die Nachkommen alle in kurzer Zeit zur Welt kommen. Das erhöht die Überlebenschancen, weil sich die Raubtiere immer die schwachen Opfer suchen und die Gleichaltrigen in der Gruppe nicht hervorstechen. Der Bock hat mit seinen Mädels ständig zu tun und hält diese Leistung nur wenige Tage durch. Dann ist er entkräftet und wird durch einen ausgeruhten Konkurrenten abgelöst. Diese schwachen Tiere sind auch eine beliebte Beute für Raubkatzen.
Eine besondere Bedeutung haben die Termiten. Sie verändern die Landschaft. Sie konstruieren ihren Bau so, dass die Kammer der Königin vor Hochwasser geschützt ist. Der äußerlich sichtbare Berg macht etwa 20% des gesamten Baus aus. Unterhalb der Oberfläche züchten die Termiten mit den pflanzlichen Stoffen von draußen Pilze. Das wertvollste Produkt der Pilze wird ausschließlich an die Königin verfüttert. Das gibt ihr die Kraft im Laufe ihres Lebenszyklusses zwischen 1.000 und einer Million Eier pro Tag zu produzieren. Wenn Samen von Früchten in den Bau fallen, wächst daraus ein neuer Baum oder Strauch. Wenn der dann irgendwann stirbt, wird er auch von den Termiten verarbeitet.
Selbst das Gras ist interessant. Am Grassamen befindet sich eine Art Stiel. Wenn der Samen ausgefallen ist, liegt er am fast immer trockenen Boden. So überdauert er sehr lange. Wenn es aber regnet und der Samen nass wird, beginnt der Stiel sich im Urzeigersinn zu drehen. So gräbt er sich in den regennassen Boden ein und wächst. Unser Guide hat einen solchen Samen im Mund angefeuchtet. Das reicht schon, um den Prozess in Gang zu setzen und der Stiel drehte sich fast so schnell wie der Sekundenzeiger einer Uhr.
Happy lucky group
Es ist von Vorteil, wenn man ohne Erwartungen auf Reisen geht. Welche Tiere man wie gut fotografieren kann ist reine Glückssache. An Elefanten und Giraffen mangelt es hier nicht. Große Gruppen sind selten. Einen Gepard oder einen Leopard gut zu erwischen ist Zufall. Für Vögel bräuchte man spezielle Technik – oder Glück. Wir hatten ganz viel Glück! Unser Fahrer hatte erfahren, dass ein Gepard Beute gemacht hat und demnach noch vielleicht 2 Tage am gleichen Ort bleiben wird. Seinem Netzwerk haben wir zu verdanken, dass er die Gepardin und ihren Sohn finden konnte und wir in aller Ruhe und aus kürzester Distanz diese edlen Tiere fotografieren konnten. Zusätzlich hatten wir Begegnungen mit Löwen, Giraffen, Gazellen, Pavianan, Straußen, Elefanten und vielen anderen Tieren.
Im Zeltlager bemerkten wir, dass unser Lagerplatz an einem Trampelpfad der Elefanten liegt. Das wurde dann durch Besuche von Elefanten in für uns Gäste bedrohlicher Entfernung deutlich.
Am nächsten Tag sollten dann diese Erlebnisse noch übertroffen werden. Nach Elefanten, Flußpferden, Straußen, Vögeln und Giraffen hatten wir einen Hinweis auf Leoparden bekommen. Diese scheuen und sehr seltenen Tieren konnten wir dann ausgiebig aus einer Distanz von 4-5 m fotografieren. Sie hatten Beute gemacht und waren voll und ganz mit Fressen beschäftigt. Was für ein Tag mit so viel Glück.
Nach Sonnenuntergang auf der Fahrt zum Zeltplatz kreuzten noch 3 große und ungemein kräftige Hyänen unseren Weg. Man konnte auch die eigentümlichen Rufe des Rudels in der Nähe hören. Das Rufen galt zum Glück nicht uns.
Aber auch damit nicht genug. Im Gebiet gab es drei dominante Löwen. Eines dieser imposanten Tiere stand am Ende unserer Fahrt im Licht unseres Scheinwerfers vor dem offenen Safariauto. Welch ein Moment, so ein Tier zu sehen. Der Löwe blieb absolut entspannt und ging gemächlich an unserem Auto vorbei. Dieser Tag wird uns unvergesslich bleiben.
Unser Guide
Mir ist völlig rätselhaft, wie sich unser einheimischer Fahrer und Guide in dieser Wildnis orientiert. Es gibt nur ganz wenig Hinweisschilder. Er berichtet mit einem enormen Wissen über die Natur sehr interessant und mit ruhiger, klarer Stimme. Er kennt das Verhalten der Tiere sehr gut und hat uns manchmal in Angst und Schrecken versetzt. Hinter einem Busch stand ganz unverhofft ein großer Elefant und fraß friedlich – keine 2 m von uns entfernt. Er hat die Lage als unkritisch eingeschätzt und ist sehr langsam weitergefahren. Er kann das Verhalten der Tiere wirklich gut einschätzen. Als erfahrener Guide in Botswana kennt er viele Berufskollegen und tauscht sich bei jeder Gelegenheit mit ihnen aus. Fast jeder Fahrer wird grundsätzlich begrüßt und man tauscht Informationen aus, wo Wildtiere gesichtet wurden. Nur ein arroganter weißer Fahrer hat sich an diesem Ritual nicht beteiligt.
Raubkatzen
Wir haben gelernt, dass Löwen und Leoparden meist in einem festen Gebiet leben. Das macht es etwas leichter, solche Tiere in der Wildnis anzutreffen. Bei Geparden ist das viel schwieriger, weil die wie Nomaden ständig wandern. Interessant waren auch die Fußspuren der Tiere. Dominate Männchen spreizen ihre Tatzen nach außen, Weibchen nach innen. Bei Hyänen ist es genau umgekehrt, weil in deren Gruppen das dominante Weibchen führt. Löwen liegen den ganzen Tag faul herum. Die Jagt ist für sie immer gefährlich. Wir haben vom Kampf gezeichnete und auch schwer verletzte Tiere gesehen. Ein Tier, das nicht mehr jagen kann, stirbt. Hier wird niemand durchgefüttert. Die Raukatzen gehören zu den gefragtesten Fotomotiven.
Die Art Afrika zu erleben
Auf unserer Reise haben wir natürlich viele Touristen gesehen. Manche fliegen von einem Park zum anderen und unternehmen dort jeweils Pirschfahrten. Andere werden am Flughafen in Maun oder Victoria Falls abgeholt und von Lodge zu Lodge gefahren. Dabei gibt es meist eine Morgentour dann Freizeit und danach eine Abendtour. Ganz Abenteuerlustige mieten sich ein mehr oder weniger geländetaugliches Auto und versuchen es auf eigene Faust. Die sollten sich aber sehr gut vorbereiten, weil man hier in der Wildnis nicht alle Probleme mit dem Handy lösen kann. Funkempfang ist hier äußerst selten. Man kann im Ernstfall nur auf Unterstützung durch eventuell vorbeikommende Touristen warten. Das kann auch mal Tage dauern. Außerhalb des Fahrzeuges ist man dann aber Futter für die Raubtiere. Da macht dann die Begegnung mit Löwe, Hyäne oder Leopard keinen Spaß mehr.
In den Lodges gibt es manchmal extrem langsames Internet. Das konnte ich nutzen, als wir nach einem technischen Defekt für kurze Zeit in einer solchen Lodge gestandet waren. Wir wurden hier von einem Ehepaar aus Kanada angesprochen. Das war für alle ein interessantes Gespräch. Man fragte uns, ob wir auch Gäste der Lodge seien (die Beiden suchten etwas Unterhaltung). Das waren wir natürlich nicht und erzählten von unserer Art zu reisen und der Unterkunft im Zelt. Das konnten die beiden kaum glauben. Sie waren der Meinung, dass Leute aus dem Zeltlager doch unrasiert sind, zerzaustes Haar haben, ziemlich schmutzig und heruntergekommen aussehen müssten – so wie Robinson Crusoe. Wir erfüllten keines dieser Clinches. Dann durften wir uns Bilder des Zimmers der Beiden auf deren Handy ansehen. Man erklärte uns was glamping bedeutet. Ein luxuriöses Zimmer und ein Bad mit riesiger Badewanne in einem festen Zelt. Hmm – da konnten wir nicht mithalten. Unsere Dusche war ein Gummibehälter mit warmem Wasser in einem separaten Zeltteil. Da gab es auch ein Camingklo und ein kleines Waschbecken. Sehr spartanisch, aber funktionell. Aber dann konnten wir zurückschlagen !! Auf die Frage nach Bilder von wilden Tieren kam fast nichts. Träume von Löwen, Leoparden oder gar Geparden aus nächster Nähe gingen für die Kanadier sicher nicht in Erfüllung. Ich hatte meinen Laptop dabei und die Bilder waren schon sortiert. In Windeseile haben wir dann den Leuten vollen Jagdstolz unsere Trophäen gezeigt. Aber schön nacheinander und in Ruhe, um sie nicht zu überfordern. Bestimmt jeweils eine Stunde lang Zeit um die edlen und sehr seltenen Tiere aus einer Entfernung von unter 5m ohne störende Büsche oder Gräser hat uns einmalige Bilder beschert. Die erstaunten und fast entsetzten Gesichter der Kanadier waren die blanke Freude für uns.
Das Reiseunternehmen
Am Ende der Reise mit so vielen Eindrücken und Informationen kann ich die Arbeit unseres Reiseunternehmens gut einschätzen. Der Aufwand nach und in Afrika zu reisen ist groß und der Weg manchmal beschwerlich. Wir haben jede Menge unterschiedliche Fahrzeuge gesehen. In unserem offenen Fahrzeug war es zwar morgens und spät abends kalt, aber da half warme Kleidung und eine Wärmflasche ! Tagsüber war die Luft sehr angenehm. Die Unterkunft im Zelt hat uns ganz viel Zeit mit den Wildtieren beschert. Andere reisen morgens aus dem Hotel an, sind nur wenige Stunden im Park und müssen abends den Park wieder zeitig verlassen haben. Unser Unternehmen hat aber die Lizenz direkt im Park übernachten zu dürfen. Dieser Vorteil war zusammen mit einem sehr erfahrenen und gut vernetzten Fahrer und Guide der Schlüssel zum Glück. Und Glück hatten wir sehr oft.
Auf einer größeren Tour zwischen zwei Zeltplätzen hat sich das Team unserer Helfer mit ihren Fahrzeugen im Tiefsand festgefahren. Erst bei Einbruch der Nacht konnte der Aufbau der Zelte beginnen. Aus dieser unerwarteten Schwierigkeit wurde aber ein wunderschöner Abend. Das Team hat ohne Stress und sehr professionell die Zelte aufgebaut und ich durfte unserer Köchin beim Kochen als Gehilfe dienen. Keiner hat sich beschwert und das schnelle Mal war ausgezeichnet. Alle hatten Spaß und der scheinbar misslungene Abschluss der Tagestour hat sich zu einem unvergesslichen Abend entwickelt.
Nachts hatten wir dann in unserem Lager Besuche von Hyänen. Jemand hatte vergessen, die Abfälle unseres üppigen Abendmahles einzuschließen. Dem Geruch von Fleischresten und Knochen konnten die imposanten Tiere nicht widerstehen. Mitten in Nacht suchten sie mit lautem Getöse im Abfallbeutel zwischen leeren Konservendosen nach Leckerbissen. Keiner hat sich gewagt, sein Zelt zu öffnen. Die Rufe der Tiere waren furchteinflößend laut.
Wir hatten das große Glück, zusammen mit den Menschen Botswana erleben zu dürfen, die sich dieses Konzept ausgedacht haben. Sie haben uns die Welt gezeigt, von der sie so begeistert sind. Wir haben die Plätze besucht, die ihnen magische Momente geschenkt hatte. Und wir hatten ein Team von einheimischen Helfern, die uns mit ihrer herrlichen, afrikanischen Lebensfreude jeden Tag verwöhnt haben. Eine solche Herzlichkeit und Dankbarkeit findet man in der westlichen Welt kaum.
Die Grenzbeamten
Eine kleine Episode erlebten wir bei der Einreise nach Simbabwe. Man musste seinen Pass und einen ausgefüllten Fragebogen abgeben. Der erste Kollege sah sich das flüchtig an und gab den Pass seinem Kollegen. Der nahm die Gebühr in Höhe von 30$ an und erstellte eine Quittung. Erst als die Finanzen geklärt waren ging es weiter. Ein dritter Beamter bekam den Pass und die Quittung. Er klebte einen Aufkleber in den Pass, der eine ganze Seite füllt. Nun ging der Pass zurück zum ersten Kollegen, der per Hand auf dem Aufkleber Daten eingetragen und abgestempelt hat. Das Ganze dauerte für fünf Personen eine knappe halbe Stunde. Man will sich gar nicht ausmalen, welche Wartezeiten hier zu ertragen sind, wenn mal Andrang herrscht. Als wir kamen war der Schalter leer.
Die letzte Etappe
Auf unserer Safari hat uns ein Leitspruch begleitet: Man sieht was man sehen soll!
Es ist wirklich dem Zufall und dem Glück überlassen, was man zu sehen bekommt. Das kann niemand planen. Eine solche Abenteuerreise hat so viele Unwägbarkeiten, dass man nie alle Situationen planen kann. Oftmals werden aber die Überraschungen zu ganz besonderen Erlebnissen. Dieses Glück hatten wir.
Wir waren den wilden Tieren zum Greifen nah. Eine Elefantendame mit Neugeborenem keine 2m neben dem Auto. Ihr hat aber das kleine Gestrüpp zwischen uns gereicht. Sie blieb völlig entspannt. Solche Situationen sind immer kritisch und erfordern ganz viel Erfahrung beim Fahrer. Er muss entscheiden, ob er stehenbleiben kann oder schnell die Flucht ergreifen muss.
Und das sich satte Löwen entspannt im Schatten des Autos niederlassen hätte ich mir nicht träumen lassen. Die haben uns einfach ignoriert und nicht als Beute angesehen.
Selbst an den Victoria Fällen haben wir noch ganz besondere Menschen kennengelernt und einen ungeplanten Abend mit live-Musik erlebt. Natürlich regiert in dem bitter armen Simbabwe der Touristennepp. Unsere Reiseleitung hat aber gut auf uns aufgepasst!
Der Heimflug
Die positiven Eindrücke wollten auf dem Heimflug nicht enden. Ich hatte ein Paar aus Italien neben mir. Die Beiden waren mit einem Auto von Angola nach Namibia gereist und haben auch Safari gemacht. Sie warn darüber begeistert, dass sie Elefanten, Giraffen und Zebras gesehen haben. Sogar einen Geparden - allerdings in der Tierauffangstation für verletzte Tiere. Naja - da hatten wir viel mehr erlebt. Diesmal habe ich nur höflich gestaunt. Der Laptop blieb im Rucksack.
Fazit
Nachdem ich mich lange mit Händen und Füßen gegen eine Luxusreise nach Afrika gewehrt hatte verstehe ich nun, was mein Reisebüro Kristin unter Luxus verseht. Es ist nicht die Badewanne im Hotelzimmer, nicht das Sektchen oder der Cocktail beim hier wirklich beeindruckenden Sonnenuntergang - auch nicht der Swimmingpool oder das immer gleiche Essen am Hotel-Buffet. All das bedeutete keinem der Reisenden irgendetwas. Es waren wirklich die magischen Momente mitten in der beeindruckenden afrikanischen Natur mit ganz vielen wilden Tieren und ganz besonderen sehr liebenswerten Menschen. Wir durften Teil dieser Familie sein und waren am Ende vollen toller Eindrücke und dem Team gegenüber zutiefst dankbar. Diese Reise war jeden Aufwand und jede Entbehrung wert.
Ich bitte um Nachsicht. Mein Text ist diesmal etwas mehr geworden. Solche Erlebnisse und so viel Glück hat man aber gewiss nur einmal im Leben. Eine Reisebegleitung, an der ich also wirklich nichts auszusetzen habe, eine herzliche Familie von Helfern und ganz sympathische Reiseteilnehmer. Das ist kaum zu toppen. Auf meiner Japanreise über den Jahreswechsel hatte ich in jeder Beziehung das ganze Gegenteil erlebt.
Ich kann mich bei Kristin und Dirk nur von Herzen bedanken.
Danke für diese tolle Zeit mit so viel Lebensfreude.